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2016
Waldgang I (2009/2016), Antonwald (2009/2016) und Kaskade (2009/2016).
Vera Peter

Waldgang I (2009/2016), Antonwald (2009/2016) und Kaskade (2009/2016).

2016

Wieder zurück an der gegenüber liegenden Betonmauer hängen auf Abstand verteilt, vom Grün der Bepflanzung gerahmt drei großformatige Fotos von Vera Peter: Waldgang I (2009/2016), Antonwald (2009/2016) und Kaskade (2009/2016). „Es gibt eine Reihe von Arbeiten, welche Malerei, Skulptur und Fotografie einschließt, in denen das Motiv Kind bei mir im Mittelpunkt steht. Ich fühlte mich von der Thematik Kindheit, als Lebensalter der Möglichkeiten, angezogen, in der die unverstellte, ursprüngliche Beziehung zum Selbst und zur Umwelt in ihrer Wahrnehmung noch keine Verfälschung durch gesellschaftliche Prägungen und Konditionierung erfahren hat, zumindest im günstigen Fall. Das eigene Selbst und die Umwelt sind noch undefiniert und Spiel- sowie Untersuchungsfelder, mit ihrem ganzen Spektrum vom Schönen bis hin zum Schrecklichen, im Schöpfen aus Psyche, Unterbewusstsein des Kollektiv und Symbolik, in Beziehung zu belebter sowie unbelebter Natur. Das Sein ist ein Kosmos von Traum und Realität, in dem es fließende Übergänge gibt. Die hier gezeigten Bilder setzen sich aus den beiden Motiven Natur und Kind zusammen, wobei Vegetation und Kinder jeweils unabhängig voneinander aufgenommen wurden. Das Naturmotiv wurde digital bearbeitet und verfremdet, die Körper der Kinder später eingefügt, aber in Schichten die sich überlagern (damit verfremdet – Anmerkung der Autorin), wobei Transparenzen und Durchbrüche die Körper teilweise mit dem Hintergrund verschmelzen bzw. jenen durchbrechen lassen. In der semantischen Herleitung steht die Natur für das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde – oder Lateinisch natura von nasci ‚entstehen, geboren‘ werden. – Die Vegetation deutet auf diesen Ursprung hin, die Natur ist aber auch verfremdet und eher übernatürlich und abstrahiert dargestellt – es könnte auch ein Zauberwalt sein. Insgesamt hat die Situation auch etwas traumartiges, die Kinder wirken entrückt und scheinen sich entweder aufzulösen oder gerade zusammenzusetzen in ihrer Umgebung (siehe Kaskade) und verschmelzen dabei mit der Vegetation bzw. mit deren Strukturen. Alles wirkt losgelöst und irgendwie doch verbunden. Es gab Assoziationen bei Betrachtern wie Garten Eden, es sind aber auch Brechungen zu sehen durch die Verfremdung und Fragmentierung in beiden Ebenen. Ist es ein Traum, der vergeht, zerbricht oder beginnt er? Auf dem größeren Format Kaskade sind Gesichter von einer Art kleiner Waldgeister zu sehen, Fragmente die mit der Figur aus der Kinderfotografie mit übernommen wurden und aus dem Print einer Bettdecke stammen, der das Jugendmotiv (der) ‚Wilden Kerle‘ zeigt. Ein anderes Motiv Antonwald zeigt schemenhaft einen Gegenstand, einen barocken Stuhl, der im Blattwerk hängt, und auch das Mädchen geht auf Blattwerk eines Baumastes. Beides simuliert Schwerelosigkeit. Die Figuren scheinen andere Welten zu besiedeln, in denen eine Diffusion verschiedener Realitäten geschieht. – Die Bilder sind in Jahren entstanden, in denen meine Nichten, heute fast erwachsen, häufig in meinem Atelier waren, malten und modellierten, z. T. auch Modell waren, wie z. B. für die Arbeit Wall. Darstellungen unbekleideter Kinder in der Kunst hatten in den letzten Jahren die Debatte ausgelöst, wie weit man mit diesem Motiv gehen kann und ob es überhaupt noch möglich ist, um nicht den Verdacht eines pädophilen Ansatzes zu wecken. Da es sich hier um keine pornografischen Darstellungen mit aufreizenden Posen handelt, sind für mich diese Bilder nicht wirklich Gegenstand dieser Diskussion.“ (Zitat)

Der diesjährige Beitrag hat einen seriellen Charakter. In ihrer Dreiteiligkeit erinnert die Arbeit aber sogar entfernt an eine Triptychon. Mit dieser gewählten Form unterstreicht Vera Peter die ernsthafte Herangehensweise und seriöse Auseindersetzung mit dem von ihr gewählten und für sie so wichtigen Thema. Der von ihr gewählte Platz an der mit unterschiedlichen Pflanzen bewachsenen und mit Moos bewucherten Betonwand in den durch den Alterungsprozess und die Umwelteinflüsse unterschiedlichsten Grautönen passt perfekt zum Bildthema. So wird hier der besondere parkähnliche Ausstellungsort geradezu zum erweiterten Bildraum der jeweiligen Fotoarbeiten und intensivieren damit sowohl die Bildaussage als auch die Rezeption des intensiv betrachtenden Besuchers.

Parcours
2016
Maria Christina Tangorra
Claudia Schroth-Gasde
Chris Popovic
Chris Popovic
Konrad Wallmeier
Margot Degand
Andreas Hagelüken
Selfie – Selbstvermessung
Thomas Wenk
Martin Gehri
Konrad Wallmeier
Peter Zimmermann
Ralf Weber
Claudio Magoni
Heinz Treiber
Maria Christina Tangorra
Chris Popovic
Léonie von Roten
Sabine Felder
Astrid Steinbrecher
Hilde Bauer
Jörg Bollin
Dietrich Schön
Alois Landmann
Jörg Siegele