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2002
kein wort verloren
Carola Ruf

kein wort verloren

2002

Die Künstlerin Carola Ruf, die sich in ihrem Werk mit dem Phänomen Schrift und Sprache be­schäftigt, und die Lyrikerin Eva-Maria Berg realisierten in einem gemeinsamen Projekt aus Ge­dicht und dessen visueller Umsetzung die Installation mit dem Titel “kein wort verloren“. 300 Papierfahnen aus hauchdünnem Chinapapier wurden im leeren kleinen Becken der Halle von C. Ruf mit dem Gedicht “sprache / ohne laut / du schreibst / in die luft / und hörst / sie atmen“ be­schrie­ben und danach gewässert. Aussage des Gedichtes und seine Präsentation in Reihung als sich verflüchtigendes Schriftbild korrespondierten miteinander, wurden zur Anregung, über Spra­che und Schrift als komplexes Mittel der Kommunikation nachzudenken – ein Gespür zu entwickeln für die leisen Zwischentöne wie Mimik, Gestik, Aktion und Reaktion: Das Schärfen aller Sinne, be­wusst wie unbewusst, für ein vages Lebensgefühl, den noch ungeborenen Gedan­ken, den Silben- und Wortfetzen in unseren Köpfen, dem Verhallen von Gesprochenem und damit fühlbar die Flüch­tigkeit des Augenblicks; der Moment, der vergeht und nicht festgehalten werden kann. Doch er hin­­terlässt seine Spuren in uns und wir sind nicht mehr dieselben. Worte und Zei­len als urper­sön­li­cher Ausdruck unserer Selbst, als Schnittstelle, woran und womit die Aus­ei­nan­dersetzung mit sich und dem anderen erst möglich wird. E.-M. Berg schreibt ihre Gedichte in einer knappen, auf das Wesentliche verdichteten Sprache und gibt damit wie auch C. Ruf durch ihre poetische Visu­a­li­sie­rung jedem einzelnen von uns als Leser und Betrachter den Freiraum zum Entfalten von As­so­zi­a­­tio­nen und zum Schärfen unserer Wahrnehmung. So haben wir die Chance nicht nur auf der Ober­­flä­che mit dem Strom zu schwimmen, sondern hinabzutauchen zu den eigentlichen Tiefen mensch­­lichen Seins, das uns letztlich erst die Kraft zum geistigen Atmen ermöglicht.

Parcours
2002
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